Der Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835) war Anfang des 19. Jahrhunderts überzeugt, dass verschiedene Sprachen unterschiedliche Weltsichten ausbilden. "Was Sprachen grundsätzlich einmal tun, ist, den Dingen einen Namen geben", sagt der niederländische Sprachexperte Gaston Dorren. Wie sie das tun, mit welchen Schwerpunkten, spiegelt auch, was einer Kultur wichtig ist und was nicht. Unterschiedliche Wörter können Dinge bezeichnen, die in einer anderen Sprache gar nicht vorkommen. Z. B. das portugiesische Wort Saudade, das eine ganz eigene Form des Weltschmerzes beschreibt. Insofern scheint Humboldt grundsätzlich recht zu haben. Dennoch wird seit Jahrhunderten diskutiert, wie sehr Sprachen die Menschheit bestimmen. Durch den Wortschatz und durch die unterschiedlichen Grammatiken können Aufmerksamkeit und sogar das Gedächtnis beeinflusst werden. Die Frage liegt nahe, auf welche Art und Weise Sprache Menschen noch prägt und wie stark sie dabei eine Persönlichkeit gestaltet.