Im einem kalifornischen Küstenstädtchen ermittelt 1970 ein Detektiv, bei dem nur schon die äussere Erscheinung ungewöhnlich ist. Larry "Doc" Sportello (Joaquin Phoenix) trägt einen Strohhut, unter seiner Wischmoppfrisur Ehrfurcht gebietende Koteletten, eine Schmuddeljacke und Sandalen. Gleichwohl ist ihm ein untrüglicher Spürsinn eigen, der von Sportellos Vorliebe für Genussmittel aller Art tapfer in Schach gehalten wird. Seinen neuesten Fall übernimmt Doc nicht in seinem Büro in einer Gemeinschaftsärztepraxis, sondern nach Feierabend. Anfänglich hält er seine Eingebung, dass seine ein Jahr lang von der Bildfläche verschwundene Ex vor ihm steht, den Rauchwaren geschuldet. Shasta Fay (Katherine Waterston) jedoch ist echt, wie auch ihre Sorge um ihren aktuellen Lover, dem übel mitgespielt wird. Dieser Immobilienmogul soll von seiner habgierigen Ehefrau und ihrem eigenen Liebhaber in einer Irrenanstalt entsorgt werden. Doc Sportello nimmt sich der Sache an. Wenig später verschwinden Shasta Fay und ihr Kerl spurlos. Der Detektiv gerät in einen Hinterhalt und wacht neben einer Leiche auf, umzingelt von Polizeibeamten und dem ihm übel gesinnten "Bigfoot" Bjornsen (umwerfend: Josh Brolin) vom Morddezernat. Von da an wird die Sache für Doc nur noch kniffliger. Die Romane von Thomas Pynchon gelten gemeinhin als nicht verfilmbar. Paul Thomas Anderson nimmt sich alle Freiheiten eines Meisterfilmers und gestaltet die an Raymond Chandler und an Chinatown erinnernde Geschichte um. Nach wie vor wirkt der Krimiplot labyrinthisch und verschlungen, nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint, und sämtliche Figuren sind einer konstanten Veränderung unterworfen. Pynchons lakonischer Tonfall, seine surrealistischen Auswüchse hat Anderson kongenial übernommen, die Fülle an Wortwitz und skurrile Bildeinfälle lassen selbst ein "The Big Lebowski" der Coen-Brüder bieder aussehen. Wer sich nicht in der Hoffnung auf Aufklärung an den Fakten und Namen des Falls wie an einem Rodeopferd festzuhalten versucht, sondern sich dem rauschhaften Erlebnis hingibt, kommt aus dem Kichern kaum heraus.
Der Trailer zu "Inherent Vice – Natürliche Mängel"