Ein schmaler Streifen Land an der Ostsee, nur wenige Hundert Meter bis vier Kilometer breit, vereint einzigartige Ökosysteme in einem UNESCO-Welterbe, der Kurischen Nehrung. Seit 1991 wird das Gebiet als Nationalpark geschützt. Früher war die Halbinsel ein einziger Wald, doch die anhaltende Rodung gab dem Sand seinen Raum, so viel, dass er ganze Dörfer verschluckte. Heute, nach Jahren der Wiederaufforstung, liegen riesige Dünen neben schützenden Wäldern. Vereinzelte einfache Häuser erzählen noch von der Zeit, bevor die Kurische Nehrung als Bade- und Fischerort zu etwa Geld kam und Thomas Mann hier ein Sommerhaus bauen ließ. In dem Nationalpark ist das Wechselspiel von Mensch und Natur auch an der Population der Kormorane zu beobachten. Erst nahezu vertrieben und erfolgreich zurückgebracht, wuchs ihr Bestand so weit, dass sie das Gleichgewicht der Wälder und Fischbestände gefährden. Der Fischfang ist aber eine der wenigen Arbeiten, die ein Leben auf der Kurischen Nehrung überhaupt ermöglichen. Der Holzrauch der Räuchereien liegt deshalb oft in der Luft und lockt wilde Katzen an, die es auf den Fisch abgesehen haben. Karolis Tamulis sieht die Situation pragmatisch: "Das Haff hat uns vieles genommen, aber wir sind ihm nicht böse". In den Dünen verstecken sich zahlreiche endemische Pflanzen, die den Sand verwurzeln und in bunten Farben leuchten. Weiter landeinwärts gibt der "Tanzende Wald" Forschern Rätsel auf: Warum sich seine Bäume in allen erdenkbaren Formen verrenken, vermögen Wissenschaftler bis heute nicht zu beantworten. Es lässt ihn aber umso magischer erscheinen.