"Die Nordreportage" stellt Senfmacher in Niedersachsen vor, begleitet das Herstellungsverfahren vom Samen bis zum fertigen Senf und erzählt norddeutsche Senf-Geschichten über geheime Rezepturen und Hausmittel, Erfolge und Niederlagen. Eine der ältesten Senffabriken in Deutschland wurde 1809 im niedersächsischen Eystrup gegründet. Rittmeister Johann Ludwig Leman brachte damals das bis dahin noch recht unbekannte Senfrezept vermutlich aus einer Schlacht gegen Napoleons Truppen mit. Als Einmannbetrieb gestartet, verkaufte sich der Eystruper Leman-Senf bald in alle Welt. Heute ist Leman im Landkreis Nienburg/Weser die letzte eigenständige Essig- und Senffabrik in Niedersachsen. Hier produziert "Senfmeister und Essigchef" Thomas Neuber echten "Eystruper Senf", von der 100-Milliliter-Tube bis zum Zehn-Kilo-Eimer. Die Landwirte Ludwig und Jan Wreesmann aus Friesoythe wagen ein Experiment. Auf einem Hektar Land säen sie Senfsamen und erhoffen sich später etwa eine Ernte von zwei Tonnen Senfkörner. Ihre Ernte ist für eine Senfmanufaktur in Wilhelmshaven bestimmt, wo Andreas Ernst und Tobias Klar aus den kleinen gelben Körnern in Handarbeit Senf herstellen. Im pharmazeutischen Sinne ist Senf, wie alle anderen Gewürze und Kräuter auch, als Droge anzusehen. Darum gehörte Senf früher in das Sortiment einer Apotheke. Das ist zwar untypisch geworden, doch Apotheker Hans Humsi aus Lüneburg möchte diese Tradition aufrechterhalten und stellt Senf in Arzneimittelqualität her. Typisch norddeutsche Gerichte wie Grünkohl oder Pannfisch schmecken vielen Menschen nur mit Senf. Die ätherischen Öle des Senfs wirken als Verdauungsturbo, beispielsweise liegt eine Wurst mit hohem Fettgehalt später weniger schwer im Magen, wenn man sie isst. So ist "de Musterd", wie der Senf auf Plattdeutsch heißt, auch im Bümmersteder Krug in Oldenburg aus der Küche nicht wegzudenken. Obwohl der Seniorchefin Hildburg Abel als Kind immer gesagt wurde: Senf macht dumm. Aber das ist ein weitverbreiteter Irrtum.